Das eigene Leben aufs Spiel setzen

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Markus 15,1

Dienstag 15.4.2025 – Der Fokus: Markus 14,53-15,1 Die Verurteilung von Jesus vor dem jüdischen Rat - Markus 15,1Das eigene Leben aufs Spiel setzen - Klaus Douglass und Fabian Vogt DUVEZA 339

Die Prozesse gegen Gott wahrnehmen und uns wenn notwendig in sie hineinziehen lassen, um stellvertretend Jesus in unseren Umfeldern – auch ungerecht behandelt – leidend und liebevoll verkörpern zu können

Das Bibliodrama:

Markus 15,1 Früh am nächsten Morgen traten die Hohen Priester mit den Ratsältesten und den Gesetzeslehrern - also der ganze Hohe Rat - zusammen und fassten den offiziellen Beschluss gegen Jesus. Dann ließen sie ihn fesseln, führten ihn ab und übergaben ihn Pilatus. 

Kann es sein, dass sich in den Ereignissen jener „Unheiligen Nacht" etwas Grundsätzliches widerspiegelt von dem "Schicksal", das Gott erfährt, wenn er unter die Menschen kommt: dass er nämlich keineswegs mit offenen Armen empfangen, sondern dass ihm der Prozess gemacht wird? Der Prozess um Jesus stünde dann stellvertretend für jenen Prozess, den die Menschen schon immer gegen Gott geführt haben und weiter führen, und bei dem er - Gott - ziemlich unter die Räder kommt.  

Vielleicht kennen Sie die berühmte Geschichte vom ,,Großinquisitor" (von Fjodor Dostojewski): Eines Tages beschließt Jesus, den Menschen einen Besuch abzustatten, um zu sehen, was aus seiner Kirche geworden ist. Ihn verschlägt es ausgerechnet ins Sevilla des 16. Jahrhunderts, eine Hochburg der Inquisition, in der gerade Hunderte von Ketzern qualvoll hingerichtet worden sind. Als Jesus aus Mitleid ein Wunder vollbringt, wird er erkannt. Sofort greift die Inquisition ihn auf und verhaftet ihn. Das Verhör, das der Großinquisitor mit Jesus vornimmt, gehört zu den großartigsten Stücken der Weltliteratur. Genau genommen ist es ein langer Monolog des Großinquisitors, der Jesus auf Heftigste anklagt: Jesus habe kein Recht, wiederzukommen. Er störe die heilige Ordnung, die die Kirche mit Mühe aufgebaut habe. Er, Jesus, habe die Freiheit gepredigt und das habe die Menschen hoffnungslos überfordert. Die Kirche hingegen habe wieder gut gemacht, was er an Schaden angerichtet habe: Sie habe den Menschen wieder Regeln und Gesetze gegeben, damit sie sich an etwas halten könnten. Im Verlauf der Rede kippt die Anklage mehr und mehr in eine Selbstrechtfertigung um. Jesus sagt bei alledem kein einziges Wort. Am frühen Morgen gibt er dem Großinquisitor einfach einen Kuss, worauf dieser ihn innerlich tief berührt freilässt. Klaus Douglass und Fabian Vogt aus „Expedition zum Anfang“ Seite 339