1.SONNTAG NACH TRINITATIS

Die Predigtexte: Apostelgeschichte 4,32-37

Der 1.Sonntag nach Trinitatis im Kirchenjahr

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Jeremia 23,16-18 / Psalm 121,3-5

Sonntag 2.6.2024 – 1.SONNTAG NACH TRINITATISJeremia 23,16-18 / Psalm 121,3-5Die falschen Propheten -  Dr. Ulrich Dreesman aus Oberboihingen

Sich auf das Wort Gottes in seiner Vielfalt einlassen, sich von ihm und durch Gott selbst inspirieren lassen, um wegweisend für seine Gemeinde wirksam werden zu können

Die Mahnung:

Jeremia 23,16-18 So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN. Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen –, und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört?

Gott zürnt – damals

Was für ein Zorn im Himmel! Was für eine göttliche Empörung! Es ist ein zorniger Gott, der sich bei Jeremia zu Wort meldet; es ist ein erregter Gott, von dem der Prophet zu reden hat. Nein: Es gefällt Gott ganz und gar nicht, was er aus dem Mund der falschen Propheten hört. Wer Träume hat, schildert eben nur Träume. Wer Schaum schlägt, erzeugt nur Blasen. Und wer Stroh drischt, hat auch nur Stroh zu verteilen. Das Ganze geschieht im Namen Gottes. Träume, Blasen, Stroh werden als seine Wahrheit verkauft. Was für ein Schwindel!
Vermutlich hat Gott seit den Zeiten Jeremias immer wieder Grund gehabt, zornig zu sein. Denn was ist seither alles in seinem Namen getan und behauptet worden – mancherorts bis heute. Ja: Falsche Propheten sind unterwegs, damals in Juda vor rund 2600 Jahren, und heute, an vielen Orten der Welt.
Zur Zeit Jeremias, sitzen sie ganz in der Nähe des Königs. Sie gehören in den Kreis seiner politischen Berater. Ihre Ratschläge sind ebenso verlockend wie gefährlich.
Es ist die Zeit, in der die Großmacht Babylon den Nahen Osten fest im Griff hat. Juda, das kleine Königreich mit der Hauptstadt Jerusalem, ist zur Zeit Jeremias ein abhängiger Vasallenstaat des babylonischen Großreichs, eines Riesenreichs, das etwa den heutigen Irak, Iran, Syrien, Jordanien und eben Israel umfasst.
Die falschen Propheten in Jerusalem glauben aber, Zeichen der Schwäche zu erkennen. Ob der babylonische Riese nicht wackelt, ob er nicht bald stürzt? Ob jetzt nicht eine Chance besteht, erneut unabhängig zu werden? In diese Richtung überlegen sie; in diese Richtung drängen sie den König. Und damit die Botschaft ankommt und Gewicht erhält, bringen sie Gott ins Spiel. Und erheben ihre Träume und Visionen zum Plan und zur Marschrichtung Gottes.
 
Gott zürnt – heute

Die falschen Propheten, die damals am Königshof sitzen, die träumen und ihre Seherkräfte einsetzen, um in die Zukunft zu schauen, garnieren ihre eigenen politischen Ideen mit dem Namen Gottes. Das gibt es bis heute.
Nein, schauen wir nicht auf andere Religionen, das wäre zu einfach. Schauen wir auf christlich geprägte Länder, etwa die USA, wo erzkonservative evangelikale Christinnen und Christen eine starke politische Stimme haben. Denken wir an Russland, wo eine orthodoxe Staatskirche das heilige Russland beschwört und Terror und Krieg absegnet. Wenn sich Gott zur Zeit Jeremias die Haare gerauft hat, dürfte er das auch heute tun. „Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie. Ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie...“
 
Falsche Propheten verstellen und verdunkeln die Wirklichkeit Gottes. Anstatt Gott groß sein zu lassen, stellen sie sich selbst aufs Podest. Anstatt zu schweigen, reden sie. Anstatt zu hören, träumen sie. Und träumen am Ende nur noch von sich selbst. Und hören am Ende nur noch sich selbst. Und reden sich und anderen ein, damit sei alles gesagt.
Doch damit ist, Gott sei Dank, nicht schon alles gesagt. Denn der Gott Israels, der Vater Jesu Christi, ist lebendig. Er lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Er sprach damals. Und er spricht heute. Er spricht auch zu Ihnen und zu mir.
 
Gott zürnt – mit uns?

Schauen wir nicht in die Ferne, schauen wir nicht auf die USA und Russland. Schauen wir auf uns selbst. Hoffen wir, dass er keinen Grund hat, mit uns zornig zu sein, wie er es damals zur Zeit Jeremias mit den falschen Propheten war.
Denn, Hand aufs Herz: Haben vielleicht auch wir, Sie und ich, einen Hang zum Prophetischen? Dieser Hang könnte sich ja auch als Arroganz und Überheblichkeit und Besserwisserei zeigen.
Werden wir selbst manchmal zu kleinen Prophetinnen und Propheten, zum Beispiel wenn wir Pläne schmieden, und dann andere auf diese Pläne festlegen? Werden wir selbst dann und wann wie Prophetinnen und Propheten? Zum Beispiel, wenn wir andere nicht zur Entfaltung kommen lassen, weil wir ja ganz bestimmt im Recht sind. Das von uns als richtig Erkannte kann doch unmöglich falsch sein! Stehen wir anderen und unserem Gott im Weg? Es kann doch vom einmal eingeschlagenen Weg keine Abweichung geben!
Prophet zu sein ist gar nicht schwer. Man muss nur selbstbewusst vorbringen, was man für richtig hält. Und leicht und schnell werden wir selbst zu Gefangenen der eigenen Prophetie. Und sitzen im Käfig eigener Träume und Visionen.
Gottes Wort wirkt
Deswegen ist es heilsam, bei den wahren Propheten in die Schule zu gehen, bei Jeremia, Jesaja, Amos und all den anderen. Deswegen ist es heilsam, mit den wahren Propheten die Stimme Gottes zu hören – seine Stimme, die uns aufweckt und aufschreckt aus unseren Plänen und Träumen. „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer [...] und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“
Das ist ein starkes Bild. Es steht für die Macht und Kraft Gottes, der sich nicht unterkriegen lässt, der sich zu Wort meldet, der nicht schläft noch schlummert. Es steht für seinen Geist aus der Höhe, die Heilige Unruhe, die nicht lockerlässt und uns nicht loslässt. 

Psalm 121,3-5 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.

Ich glaube, dass wir auf Anstöße von oben angewiesen sind. Ich glaube, dass Gott unser Gewissen anspricht und schärft. Weil wir sonst bequem werden. Weil wir uns sonst einrichten in unserer selbst erdachten Welt. Weil wir Verhältnisse absegnen, die zu verändern wären. Weil wir sonst nur noch uns selbst hören, ihn, unseren Gott, aber nicht mehr.
„Ist mein Wort nicht wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“ Ja, das ist es. Und wir wollen hören. Rede du. Und führe uns in deine Wahrheit, die höher ist als unsere kleine Vernunft. Amen. Dr. Ulrich Dreesman aus Oberboihingen in seiner Predigt zum 1.SONNTAG NACH TRINITATIS 2024


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Jona 2,8-11 / Matthäus 28,18-20

Montag 7.6.2021 – 1.SONNTAG NACH TRINITATIS – Der Predigttext: Jona 1,1+2,2-11 - Jona 2,8-11 / Matthäus 28,18-20Die Lehrzeit der Bevollmächtigung - Holgus

Uns von unserem Schicksal und von Jesus, wie Jona durch die Tiefen des Meeres und den rettenden Wal, für die Erfüllung unseres Auftrags alle Völker das Evangelium zu lehren vorbereiten und uns dort ausspucken lassen, wo er uns gebrauchen will  

Die Faszination:

Jona 2,8-11 Da fragten sie ihn: "Sag uns: Warum sind wir in diese Gefahr geraten? Was treibst du eigentlich für Geschäfte? Wo kommst du her, aus welchem Land? Zu welchem Volk gehörst du?" Jona erwiderte: "Ich bin ein Hebräer und fürchte Jahwe, den Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat." Da bekamen die Männer große Angst und sagten zu ihm: "Wie konntest du das nur tun?" Er hatte ihnen nämlich erzählt, dass er vor Jahwe auf der Flucht war.  "Und was sollen wir nun mit dir machen, damit das Meer uns in Ruhe lässt?", fragten sie ihn. Inzwischen war es noch stürmischer geworden. 

Die Geschichte von Jona ist für uns Christen ein zutiefst bedeutsames Drama, in das wir abtauchen sollten. Es zeigt doch wunderbar auf, das Gott und in unserem Fall Jesus, alle Macht und Gewalt gegeben ist, Jona bzw. uns zur Erfüllung unseres Auftrags zu befähigen und zu senden. Unser Auftraggeber und Bevollmächtiger Jesus Christus, ist genauso in der Lage uns zu befähigen seinen Auftrag „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Matthäus 28,18-20“ zu erfüllen, wie Gott es bei Jona tun konnte. Dieser Auftrag ist übermenschlich für jeden von uns Christen. Er kann uns für unsere Werke, diesen Auftrag zu erfüllen, vorbereiten wie Gott Jona und uns dort ausspucken, wo wir diese Werke zu tun haben.

Die Widerstände im Meer und auf dem Schiff bzw. in uns und durch unser Schicksal, müssen dazu dienen, wenn wir ihn lieben und wenn wir wie Jesus davon überzeugt sind, nichts ohne ihn tun zu können. Die Stürme und die Tiefen unseres Lebens sind dazu prädestiniert uns auf den Empfang, die Begabung und die Sendung des Heiligen Geistes vorzubereiten. Genauso wie Jesus seine Jünger vorbereitete, bereitet er uns ganz individuell zu. Wir müssen uns nur im übertragenen Sinne wie Jona ins Meer werfen lassen und uns vom Wal Gottes, seinem Erlösungswerk in Christus verwandeln lassen. Das dauert nicht nur drei Tage, leider meist viel zu lange, wenn wir an ein Wunder glauben können, dann kommen wir in unserem Ninive an. Holgus

Foto Holgus - Breitachklamm bei Oberstdorf

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Montag 15.6.2020 – 1.SONNTAG NACH TRINITATIS – Der Predigttext: Apostelgeschichte 4,32-37Apostelgeschichte 4,32 - Die Gemeinschaft unter Christen - VANGEM 24

Die Ströme des Geistes in der Tiefe unseres Herzens strömen lassen, um so auch in der Tiefe mit anderen Menschen verbunden werden zu können, in denen derselbe Geist wohnt

Die Faszination:

Apostelgeschichte 4,32 Die ganze Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Niemand betrachtete etwas von seinem Besitz als privates Eigentum.

In Gemeinschaft leben heißt, das Geheimnis des Menschseins zu lieben und die eigene Einzigartigkeit zu entdecken. Auf diese Weise werden wir frei. Wir leben nicht mehr nach unseren eigenen Wünschen oder nach den Wünschen anderer, oder nach einer Rolle, die wir uns selbst zurecht gelegt haben, sondern aus dem Anruf der eigenen Tiefe. Damit sind wir frei, auch den anderen in der Tiefe zu entdecken. Jean Vanier aus „Gemeinschaft“ Seite 25