Der Christ als Pfeiler im Tempel Gottes

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Offenbarung 3,7+8+12

Donnerstag 14.12.2023 - 2.ADVENT - Offenbarung 3,7+8+12Der Christ als Pfeiler im Tempel Gottes -  Pfarrer Julian Elschenbroich, Salach

Im Alltag Christsein umfassend – die Ergebnisse Gott überlassend - trotz Schwierigkeiten und Widerstände zunehmend leben lernen, um als tragender Pfeiler in seinen ewigen Tempel eingebaut werden zu können

Der Lebensstil:

Offenbarung 3,7+8+12 Schreibe diesen Brief dem Engel der Gemeinde in Philadelphia. Das ist die Botschaft dessen, der heilig und wahrhaftig ist und der den Schlüssel Davids hat. Was er öffnet, kann niemand schließen, und was er schließt, kann niemand öffnen. Ich weiß alles, was du tust, und ich habe eine Tür für dich geöffnet, die niemand schließen kann; denn du bist nicht stark, aber hast an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet. - Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird ihn nie verlassen müssen. Ich werde ihn mit dem Namen meines Gottes kennzeichnen, und er wird Bürger in der Stadt meines Gottes sein - in dem neuen Jerusalem, das von meinem Gott aus dem Himmel herabkommt. Und mein neuer Name wird auf ihm geschrieben stehen.

Lassen Sie uns direkt in den Text hineinschauen. Zunächst einmal: „Ich kenne deine Werke.“ Nicht: Ich sehe deine Ergebnisse. Das macht einen großen Unterschied. Christus sieht die Anstrengungen und den Einsatz, – egal, wer dies noch tut. Schon dies ist eine Entlastung und zugleich Würdigung ersten Ranges. Würdigung: Es mag vielleicht nur wenigen Menschen vor Ort auffallen, was ich an Zeit und Eifer wirklich einsetze – ein anderer über mir nimmt es sehr wohl wahr. „Ich kenne deine Werke“ – das spricht Christus auch einem jeden und einer jeden in seinem Namen Engagierten hier und heute zu. Und dies ohne auf den bezifferbaren Erfolg zu sehen. Es zählt das „Dass“, nicht das „Wieviel“. Was für eine Entlastung und doch zugleich auch ganz andere Wertung als es sonst in unserer Welt üblich scheinen mag!
Und damit zum zweiten Stichwort: Entlastung. Ich bin nicht der erste, dem nicht gleich zahlenmäßiger Erfolg beschieden ist. „Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast“ – für die Gemeinde in Philadelphia in ihrer Zeit heißt das konkret: Sie hat an der Botschaft Jesu festgehalten trotz eingedrungener Irrlehren. Sie hat sich nicht abbringen lassen von ihrem rechten Tun und Glauben. Und dies scheint nicht einfach gewesen zu sein. Das „Wort von der Geduld“, da schwingt mit: Ausdauer trotz Widerstand, Durch- und Aushalten trotz Anfechtung. Gegen welche Umstände der Anfechtung halten wir an der Botschaft Jesu und mit unserer Gemeindearbeit fest? Sind es heute vielleicht eher Gleichgültigkeit oder sinkendes Interesse an Angeboten? Vielleicht auch die vielen anderen Angebote im Alltag von Menschen – nicht nur religiöse: Fitnessstudio statt Familiengottesdienst am Sonntagmorgen? Ausdauer und Geduld: Die Worte des Schreibens an die Gemeinde in Philadelphia sprechen auch heute. Das Entlastende bei allem geduldigen Einsatz: Der Schlüssel zum Erfolg meines Tuns liegt nicht in meiner Hand. Er liegt in der Hand eines anderen.
„Das sagt der […], der da hat den Schüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, und der zuschließt und niemand tut auf: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann.“ Ich – nicht du. Die Gemeinde in Philadelphia, die Engagierten in unserer Zeit: Sie wirken in Ausdauer und Geduld einmal in großer Kraft, einmal in kleiner Kraft. Was dabei herauskommt: Das entscheidet ein anderer. Der Schlüssel hierzu ist in der Hand eines Höheren. 

Würdigung und Entlastung – mein Einsatz wird von Christus gesehen und gewürdigt unabhängig von dessen Erfolg. Und trotzdem stellt sich mir die Frage: Ist nicht doch der Erfolgreiche wichtiger für meine Gemeinde, die Kirche? Vielleicht machte sich auch mancher in Philadelphia damals einen solchen Gedanken. Und als hätte er das geahnt, wendet sich Christus an die Gemeinde. „Wer überwindet“, das heißt: Wer trotz aller äußerer und innerer Widerstände von Gegenwind, Frustration, vielleicht auch Belächeltwerden auf Gott vertraut und davon redet und danach handelt: „Den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes.“
Wann waren Sie zuletzt in einer großen Kathedrale wie dem Ulmer Münster? Haben vielleicht unten im Kirchenschiff gestanden? Hinaufgeschaut entlang der gewaltigen Säulen zur Decke? Diese Säulen sind es, die die Kirche tragen. Und jeder, der „überwindet“; jede, die sich für Christus einsetzt, ist eine dieser tragenden Säulen der Kirche. Egal ob mit großer Kraft große Gewölbe tragend oder mit kleiner Kraft vielleicht einen kleineren Bogen im Seitenschiff. Jeder und jede, die an der Kirche bauen, sind tragende Säulen der Kirche – nicht nur religiöses Expertenpersonal wie Pfarrerinnen und Pfarrer. Jeder und jede kann von dem reden, was er oder sie glaubt oder worauf sie vertrauen. Und anderen damit Mut machen, ihr Vertrauen ebenfalls auf Gott zu setzen. Eine urevangelische Erkenntnis.
 Pfarrer Julian Elschenbroich, Salach in seiner Predigt am 2.Advent 2023