Siege über die Völker des Ostjordanlandes und dessen Verteilung - 5.Mose 3,1-4,49 - ca. 1406 vor Christus

5.Mose 1,1-4,43 Moses hält seine erste große Rede vor der Eroberung des gelobten Landes

5.Mose 4,5-7 / Römer 11,18 – Die Gesellschaftsordnung Gottes leben / Das Volk Gottes als Baum - Pfarrerin Anna Förg

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5.Mose 4,5-7 / Römer 11,18

Montag 14.8.2023 – 10.SONNTAG NACH TRINITATIS5.Mose 4,5-7 / Römer 11,18Die Gesellschaftsordnung Gottes leben / Das Volk Gottes als BaumPfarrerin Anna Förg

Sich als Volk Gottes gemeinsam vollständig tragen und versorgen lassen vom Baum Gottes, um weiter aus ihm durch einen überzeugenden Lebensstil heraus zu wachsen und tragfähig zu werden, für neue gute Entwicklungen, die unserem Land guttun   

Die Orientierung: 

Die Wüstenzeit ist vorüber und der Aufbruch ins versprochene Land steht kurz bevor. Zwischen den Zeiten ist die Aufregung groß. Im Nicht-Mehr und Noch-Nicht greift die Unsicherheit um sich. So ist es die Aufgabe des Anführers, Ruhe in die erhitzten Gemüter zu bringen.
Das macht Mose in einer weit ausholenden Rede, die doch zugleich das Wichtigste auf den Punkt bringt. Er erinnert das Volk an seine Wurzeln: Back to the Roots – so lautet sein Rezept für die Schwellenzeit.

Die zukünftige Gesellschaft erhält Regeln, die das Zusammenleben gelingen lassen und die ihr eine göttliche Ordnung verleihen. Und es ist eben diese großartige gelingende Gesellschaft, die weit über die Landesgrenzen hinweg ausstrahlt:

5.Mose 4,5-7 Seht, ich habe euch Ordnungen und Rechte gelehrt, so wie Jahwe, mein Gott, es mir befahl, damit ihr danach handelt in dem Land, das ihr in Besitz nehmen werdet. So haltet sie und handelt danach! Denn darin besteht eure Weisheit und Einsicht in den Augen der Völker. Wenn sie von diesen Ordnungen hören, werden sie sagen: "Was für ein weises und einsichtiges Volk ist diese große Nation!" Denn welche große Nation hat Götter, die ihr so nahe sind wie Jahwe, unser Gott, wann immer wir zu ihm rufen?

Unvorstellbar ist diese Perspektive in dieser Zeit zwischen den Zeiten. Wir machen einen Sprung und landen im Heute. Wüsten sucht man in unseren Breitengraden vergebens. Zwar ist Wandern hier ein beliebter Freizeitsport, aber als Lebensmodell bevorzugen die meisten doch die Sesshaftigkeit. Und auch die Grenzen unseres Landes sind völkerrechtlich anerkannt. Wir leben heute in einer grundlegend anderen Lebenswirklichkeit als Moses Zeitgenossen, und doch leben auch wir zwischen den Zeiten.

Die politisch ausgerufenen Wenden sind zahllos: Energiewende, Verkehrswende, ja gar von Zeitenwende war im vergangenen Jahr die Rede. Wir können nicht weiterleben wie bisher. Wir sind gezwungen, uns umzustellen – wirtschaftlich, gesellschaftlich und kirchlich. Auch wir leben im Nicht-Mehr und Noch-Nicht. Kirchliche Zukunftsangst greift um sich, die christliche Zwischenzeit droht auf einen Abgrund zuzusteuern und ein prophetischer Anführer wie Mose ist nicht in Sicht.
 

So liegt es an uns, die mosaische Brille auf die Nase zu setzen, das verängstigte Kirchenvolk mit etwas Distanz zu beäugen und sich der Wurzeln zu besinnen. Es liegt heute an uns, unsere Glaubensbrüder und -schwestern daran zu erinnern, worauf wir unser Vertrauen bauen dürfen.

Hilfreich ist uns da der zweite Text, der diesem Sonntag zugeordnet ist: Im 11. Kapitel des Römerbriefs, denkt Paulus bilderreich über die Wurzeln seines Glaubens nach. Im Bild des Ölbaumes, in dessen Stamm neue Glaubenszweige eingepfropft wurden, denkt er über das Verhältnis der neuen und alten Religion nach. Das Verhältnis also zwischen dem Judentum und dem gerade im Entstehen begriffenen Christentum. Lange könnte man über dieses Bild nachsinnen und viel wäre über diese Verhältnisbestimmung, die Paulus da vornimmt, zu sagen.
Doch für unsere Gedanken heute, sei ein Vers herausgegriffen, der eine direkte Brücke schlägt, zu Mose: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Römer 11,18b) - 
Pfarrerin Anna Förg, Stuttgart-Zuffenhausen aus ihrer Predigt zum 11.Sonntag nach Trinitatis 2023