11.SONNTAG NACH TRINITATIS

Die Predigttexte: Lukas 18,9-14

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Lukas 7,38+39

Dienstag 22.8.2023 – 11.SONNTAG NACH TRINITATISLukas 7,38+39Jesus leben und lieben - Pfarrer i.R. Karl Hardecker 

Lebendig bleiben, der eigenen Schuld und deren bedingungsloser Vergebung tief bewusst bleiben, indem wir den Urheber von ihr, Jesus mit allem was wir sind, ja auch zärtlich lieben

Die Faszination:

Lukas 7,38+39 Sie trat an das Fußende des Liegepolsters, auf dem Jesus sich ausgestreckt hatte, kniete sich hin und fing so sehr zu weinen an, dass ihre Tränen seine Füße benetzten. Sie trocknete sie dann mit ihren Haaren ab, küsste sie immer wieder und salbte sie mit dem Öl. 

Wie oft schon habe ich einen Menschen aus der Ferne beurteilt, manchmal vielleicht auch verurteilt? Sehr wahrscheinlich wäre ich auf der Seite derer gestanden, die diese Frau verurteilten.
Aber dann gab es auch das, dass ich mein Urteil revidieren musste, als ich diesem Menschen direkt begegnet bin! Als ich mit ihm oder ihr geredet habe, als ich ihren Händedruck gespürt habe, als ich in ihre Augen sah und als wir uns berührt haben, – da habe ich bemerkt, dass meine Einschätzung ganz falsch war. Und ich war froh, dass ich falsch gelegen hatte und mein Urteil revidieren konnte!
Ich war froh, dass mit dieser Korrektur mein Herz sich weiten konnte und meine Geschichte mit diesem Menschen nicht zu Ende war. Auch diese Frau hofft darauf, dass ihre Geschichte weitergehen kann und andere nicht am Ende sind mit ihr.
Sie zieht sich nicht zurück, sie versinkt nicht vor Scham in den Boden, sie ist noch stark genug, um zu einem anderen hinzugehen, ihm die Füße zu küssen und ihm das Haupt zu salben. Ihre moralischen Verfehlungen haben nicht ihre Kreatürlichkeit zerstört.
Das sieht Jesus ganz deutlich. Deshalb nimmt er sie in Schutz, ja er lobt sie für ihr Handeln und weist die anderen zurück.
Zu Simon sagt er: „Siehst du diese Frau: Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt (…) Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht nachgelassen meine Füße zu küssen.“
Hätte nur noch gefehlt, dass er sagte: Diese Frau ist trotz ihrer Fehler nicht aus der Schöpfung gefallen, sie ist kreatürlich geblieben. Ihr aber seid drauf und dran, die Schöpfung zu verlassen, weil ihr euch aufschwingt zu Richtern über andere und dabei eure eigene Kreatürlichkeit verschweigt. Pfarrer i.R. Dr. Karl Hardecker aus seiner Predigt zum 11.Sonntag nach Trinitatis

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Lukas 18,14

Freitag 21.8.2020 – 11.SONNTAG NACH TRINITATIS – Der Predigttext: Lukas 18,9-14Lukas 18,14Vom Hochmut zur DemutCarl Eichhorn

Im Wissen um das geistliche Gesetz, den Hochmut in uns sterben und in der Demut aufgehen lernen, um immer wieder die Erhöhung zu Gott erleben

Die Orientierung:

Lukas 18,14 Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird von Gott erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird von Gott erhöht werden.

Hochmut hat seinen Sitz vor allem tief im Herzen und kann sich hinter äußerer Bescheidenheit, hinter demütig klingenden Redensarten verbergen. Man kann tun, als ob man gern zurücktrete, und ist doch sehr empört, wenn man zurückgesetzt wird. Es gibt zwei Erkennungszeichen des Hochmuts. Einmal will der Hochmütige sich nichts sagen lassen. Er will unfehlbar sein, erträgt keine Zurechtweisung und keinen Widerspruch. Hochmütige Menschen sind empfindlich, reizbar und schnell beleidigt. Sodann ist man lieblos und kalt gegen andere. Man verachtet sie, schaut auf sie herab, und wenn sie mehr sind und gelten oder mehr Erfolg haben, hasst und neidet man sie. Der Hochmut ist am schwersten auszurotten. Im unbekehrten Zustand wächst er sich ungehindert aus und macht sich dick und breit. Bei der Bekehrung bekommt er einen gewaltigen Stoss, und zeitweilig verschwindet er vielleicht. In der Umkehr fühlt man nur sein Nichts und seine Nichtswürdigkeit. Aber er taucht nachher wieder auf. Er tritt nicht mehr so grob, sondern in verfeinerter Gestalt auf als geistlicher Hochmut. Man bildet sich etwas ein auf seine Bibelkenntnis, auf seine christliche Urteilsfähigkeit, auf die Gabe der Wortdarbietung und schaut auf andere herab. Mancher hat schon einen beschämenden Fall getan. Gott ließ ihn fallen, weil er in falsche Höhe geriet. Denn Hochmut kommt immer vor dem Fall. Beugt man sich nicht, dann stürzt einen Gott immer tiefer. Vor unseligem Großwerden bewahre mich, o Herr, und beuge mich! Carl Eichhorn aus Evangeliums.net