Die Erwartung

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Matthäus 21,7-11

Montag 2.12.2024 – SONNTAG 1.ADVENTMatthäus 21,7-11Die ErwartungPrälatin Gabriele Wulz aus Ulm

Zunehmend Jesus jubelnd mit erhobenen Händen als unscheinbarer Sieger in den Nöten unserer Zeit und im heute und jetzt durch uns erwarten, wie Maria vor 2000 Jahren und sein letzten Kommen in der Zukunft

Die Faszination:

Matthäus 21,7-11 Sie brachten die Eselin und das Fohlen. Dann legten sie ihre Umhänge über die Tiere, und er setzte sich auf das Fohlen. Sehr viele Menschen breiteten jetzt ihre Umhänge auf dem Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg. Die Leute, die vorausliefen, und auch die, die Jesus folgten, riefen: "Hosianna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosianna, Gott in der Höhe!" Als Jesus in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Aufregung, und alle fragten: "Wer ist dieser Mann?" Die Menge, die Jesus begleitete, antwortete: "Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa." 

Die Zukunft ist ein unbekanntes Land. Einerseits verheißungsvoll, aber eben doch auch voller Unwägbarkeiten, die Sorgen bereiten oder in Schrecken versetzen. Advent ist Hoffnungszeit – voller Erwartung auf den, der kommt. Hineinverwoben in diese große Zeitansage sind die vielen Vorbereitungen auf das kommende Fest. Damit das nicht nur gemütlich oder allzu behaglich wird, gilt es die Adventszeit in ihrem Widerspruch zu dem, was ist, zu konturieren. Der Einzug von Jesus in Jerusalem zeigt, auf wen wir hoffen.

Gott selbst kommt in Jesus

Advent, liebe Gemeinde, ist nur ein anderes Wort für Ankunft. Advent sagt uns: Es muss nicht bleiben, wie es ist. Es kommt noch was. Es steht noch was aus. Erwartet noch etwas! Gott selbst kommt ja und bringt Frieden. Aus der Höhe auf die Erde. Vom Himmel hoch kommt die gute Botschaft.Im Advent fragen wir nicht, was kommt. Im Advent schauen wir auf den, der kommt. Die Zukunft erscheint uns nicht als die unbarmherzige Richterin, die unsere falschen Entscheidungen, unser Zögern und Zaudern offenbar machen wird. Die Zukunft ist nicht Bedrohung und vor allem nicht die öde Wiederkehr des Immergleichen. Zukunft im Advent ist die Ankunft von Jesus. In unserer Welt. In unseren Herzen.Und der Einzug von Jesus in Jerusalem ist der Moment, in dem das offenbar wird. Der Augenblick, wo er sich zeigt als der, der er ist: Sohn Gottes, wahrhaftiger Mensch. Und offensichtlich verstehen das in diesem Moment alle. Ja, der ist’s, der Israel erlösen wird. Der Jubel des Volkes ist groß. Die Begeisterung greift um sich. Und wir lassen uns davon anstecken und singen „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“
 
Macht die Tore weit

Im Advent sind wir unbescheiden. Wir begnügen uns nicht mit dem, was ist. Unsere Hoffnung reicht weiter als ein paar gemütliche Stunden am Nachmittag bei Kerzenschein. Unsere Hoffnung reicht weiter – über die Widerwärtigkeiten des Lebens hinaus – und macht uns stark, eben diesen Widerwärtigkeiten zu begegnen. Im Advent sind wir unbescheiden. Wir lassen uns nicht vom Vordergründigen blenden. Wir hören auf die Stimme des demütigen Königs, der uns zu sich ruft. Der Mühseligen und Beladenen Erquickung verspricht. Wir schauen auf das Licht, das kommt, und erkennen: „Die Nacht ist vorgedrungen. Der Tag ist nicht mehr fern.“ Deshalb: Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch. Amen. 

Prälatin Gabriele Wulz, Ulm in ihrer Predigt zum 1.Advent 2024