SONNTAG SEXAGESIMAE

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Markus 4,26-28

Montag 5.2.2024 – SONNTAG SEXAGESIMAE - Der Fokus: Markus 4,26-29 Das Gleichnis vom Wachsen der Saat - Markus 4,26-28Das Reich Gottes - Dekanin Dr. Brigitte Müller, Brackenheim

Die Worte Gottes ja Jesus selbst in uns aufgehen lassen und wie er sie aussäen lernen, um dann vertrauensvoll – ja mit großem Genuss – zu erleben, wie das Reich Gottes, sein Einfluss in uns und anderen Menschen zunimmt

Der Lebensstil: 

Markus 4,26-28 „Mit dem Reich Gottes", erklärte er, "verhält es sich wie mit einem Bauern, der seinen Acker besät hat. Er legt sich schlafen, steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen. Währenddessen geht die Saat auf und wächst - wie, das weiß er selber nicht.  Die Erde bringt von selbst die Frucht hervor: zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt das volle Korn in der Ähre. 

Was ist das für ein Mensch, von dem Jesus da erzählt? Er bleibt namenlos. Ohne jedes Charakteristikum. Nicht einmal „Sämann“ wird er genannt oder „Bauer“. „Ein Mensch“, sagt Jesus. Neutraler geht es nicht, geradezu farblos. Und das, wo Jesus doch sonst viel farbiger erzählt. Es kommt offensichtlich nicht auf diesen einen Menschen an.
 
Das ist ärgerlich. Denn wie sollen wir uns mit einer solch blassen Figur identifizieren oder uns an ihr abarbeiten? Wenigstens ein bisschen aufregen wollen wir uns über diesen Menschen: Geht der einfach nach Hause, schläft und steht auf, schläft und steht auf … Nacht und Tag … und kümmert sich nicht um den Acker. Und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. Wo gibt’s denn sowas?
 
Was inzwischen auf dem Acker passiert? Nun, der Same geht auf, der Halm wächst und die Ähre und das Korn. – Jesus malt ein beschauliches Idyll. Aber jeder Landwirt weiß, dass es nicht damit getan ist, tagsüber ein bisschen auf dem Traktor zu sitzen und abends auf der Bank vor der Scheune. Von allein verkommt der Acker. Von allein wachsen auf einem Bauernhof nur Chaos und Schulden. Man kann dem Korn nicht beim Wachsen helfen. Das ist klar. Man kann nur Steine absammeln, Unkraut heraushacken, bewässern … Das ist notwendig und gut.
 
Mehr kann der Mensch am Reich Gottes auch nicht tun … eher weniger, wenn Jesus Recht hat. Denn das Reich Gottes ist eine eigene Welt Gottes in unserer Welt. In ihr verborgen und doch mit ihr verbunden und verschränkt. Beide Welten liegen ineinander. In beiden aber ist Gott selbst am Werk. So schlicht unsere Erzählung auch daherkommt, so tiefgründig ist sie doch.
 
In unserer Welt, in unserer Erfahrung, wächst die Saat „automatisch“, von selbst, wie es im Griechischen heißt. Aber ungefährdet wächst sie nie. Auch nicht die Saat des Reiches Gottes, die Botschaft der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit. Die wurde schon immer zertrampelt. Und das schon gleich nach der Aussaat, nämlich am Kreuz. Gründlich wie man vorging, hat man nicht nur die Saat, sondern mit ihr auch den Sämann – Jesus selbst – niedergetreten und aufgehängt. Aber seine Saat ist dennoch aufgegangen, „von selbst“; will heißen: trotz menschlichen Widerstands, durch Gottes Kraft.
 
Was ist nun, wenn wir das Gleichnis deuten wollen, unsere Rolle in diesem Drama von Gottes Welt? Was ist unsere Aufgabe? – Ganz einfach: in der Spur Jesu den Acker bestellen. Jahr für Jahr. Schlafen und aufstehen, schlafen und aufstehen … zuversichtlich, dass die Saat aufgeht und wächst und Frucht bringt, weil sie durch Gottes Kraft wächst.
 
Es kommt der Punkt, wo man das Geschehen sich selbst überlassen muss, um nichts zu verderben. Aber wichtig ist es, den Anstoß zu geben, das Geschehen in Gang zu setzen, mit den Worten des Gleichnisses: Samen aufs Land zu werfen. Das könnte unsere Rolle in der Welt Gottes sein. Unverdrossen die Botschaft der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit weiter zu tragen.

Unser Mensch im Gleichnis schläft gut. Jedenfalls ist nichts Anderes gesagt. Und Gottes Welt kommt trotzdem. Automatisch. Wir wissen nicht wie. Dekanin Dr. Brigitte Müller, Brackenheim aus ihrer Predigt zum SONNTAG SEXAGESIMAE 2024