Der Wille des Menschen

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Apostelgeschichte 22,6-8 / Apostelgeschichte 9,3-5

Montag 11.8.2025 Der Fokus: Apostelgeschichte 22,6-21 Paulus berichtet vor dem Volk von seiner Bekehrung und seinem MissionsauftragApostelgeschichte 22,6-8 / Apostelgeschichte 9,3-5Der persönliche Zusammenbruch / Der Wille des Menschen - Alois Prinz PRIDEC 27+28 / Edith Stein 

Den Zusammenbruch des eigenen Willens durch die Umstände und durch Jesus vollständig – sofort und durch einen Prozess - zulassen, um den Aufbruch durch ihn zu erleben, sowie den Lebensauftrag furchtbar durchführen zu können.  

Die Faszination:

Apostelgeschichte 22,6-8 Doch auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, geschah etwas. Es war um die Mittagszeit, als plötzlich vom Himmel her ein helles Licht aufleuchtete; ein unbeschreiblicher Glanz umstrahlte mich von allen Seiten. Ich stürzte geblendet zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ „Wer bist du, Herr?“, fragte ich, und die Stimme erwiderte: „Ich bin der, den du verfolgst - Jesus von Nazaret.“

Was auch immer Saulus widerfahren ist und welche Geschichten und Bilder erfunden wurden, um das auszudrücken - so viel kann man sagen: Er ist von etwas erfüllt worden, das unvergleichlich größer war als er. Dadurch wurde er jedoch nicht erdrückt und vernichtet, im Gegenteil; Diese Überwältigung erlebte er als eine Befreiung. Das war für Saulus eine völlig paradoxe Erfahrung. Hatte er doch bisher sein ganzes Selbstbewusstsein daraus bezogen, dass er seinen Willen durchsetzte, gegen andere und gegen sich selbst. Und nun war er auf eine ungleich tiefere Weise zu sich selbst gekommen durch Hingabe, ja Aufgabe. Sein Zusammenbruch war zugleich ein Aufbruch. Seine Niederlage verwandelte sich in einen Sieg. Von dieser Erfahrung einer Kapitulation, aus der ein völliger Neuanfang entsteht, haben auch andere Menschen berichtet, die man gern ein wenig abschätzig als Mystiker bezeichnet. Edith Stein zum Beispiel, die Philosophin und Ordensschwester, berichtet einmal von einem Zustand der totalen Ruhe und Entspannung. Bezeichnenderweise machte sie diese Erfahrung erst, als sie mit ehrgeizigen Plänen gescheitert war und sich mit ihren Kräften total übernommen hatte. Das Gefühl, ausgebrannt zu sein und versagt zu haben, weicht in diesem Zustand einer neuen Stärke. An die Stelle von Resignation tritt nun, so schildert es Edith Stein, das Gefühl des Geborgenseins, des aller Sorge und Verantwortung und Verpflichtung zum Handeln Enthobenseins. Und indem ich mich diesem Gefühl hingebe, beginnt nach und nach neues Leben mich zu erfüllen und mich - ohne alle willentliche Anspannung zu neuer Betätigung zu treiben. Dieser belebende Zustrom erscheint als Ausfluss einer Tätigkeit und einer Kraft, die nicht die meine ist und, ohne an die meine irgendwelche Anforderungen zu stellen, in mir wirksam wird. Alois Prinz aus „Der erste Christ“ Seite 27+28