4.ADVENT: FREUT EUCH IHR HUNGRIGEN

Lukas 1,39-56 - 2.Korinther 1,18-20 - 1.Mose 18,1-15 - Lukas 1,26-38 - Philliper 4,4-7 - Jesaja 62,1-5

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Lukas 1,50-53

Montag 23.12.2024 – 4.ADVENT - Lukas 1,50-53 Das Singen - Pfarrerin / Studienrätin Stephanie Kscheschinski

Von Maria lernen zu singen, die von Christus in sich inspiriert, Gott freudig loben kann und so Hoffnung für sich und die ganze Menschheit schöpft

Die Faszination: 

Lukas 1,50-53 Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen

Es ist ungewöhnlich, dass in der damaligen Welt eine junge Frau auftritt und laut singt. Ihre Rolle war eine ganz andere. Sie sollte sich um das Wohl der Familie im Haus kümmern: um Kochen, Backen, Waschen, Säen und Ernten. Dabei hätte sie leise vor sich hin summen können. Das wäre erlaubt gewesen. Aber laut auftreten und ein Lied singen, das hinauszieht in die Welt, das war nun wirklich nicht die Aufgabe einer Frau. Maria, die schwangere junge Frau, sprengt ihre gesellschaftliche Rolle auf. Sie singt kein Lied, das ihre tägliche Arbeit zum Thema hat. Sondern sie singt ein politisches Lied, das über Generationen hinweg das politische Schicksal ihres Volkes in den Blick nimmt. Sie kennt die Geschichte ihres Volkes. Sie weiß, dass Israel von den Römern besetzt und ausgebeutet wurde.

Nun ergreift Maria, die Gottesgebärerin, die junge Frau, ihre Chance. Denn sie weiß, dass sie den Heiland zur Welt bringen wird, der Heil und Segen mit sich bringt. Sie weiß, dass Gott Großes mit ihr vor hat und auch mit ihrem Sohn. Deswegen versteckt sie sich nicht im stillen Kämmerlein, sondern tritt heraus: Mutig und stark singt sie in der Tradition der großen politischen Frauen ihr Lied. Und dieses Lied singen und kennen wir bis heute. Es zieht hinaus in die Welt. “Und Hoffnung bringt es. Wer immer es hört, der versteht, um was es geht.“

Um was geht es nun eigentlich? Marias Lied ist kein Triumphlied. Kein Siegeslied. Sie hat einen klaren Blick auf die Zustände ihrer Zeit und singt ihr Lied aus der Perspektive der leidenden Welt. Sie weiß: Ihr Volk ist noch nicht befreit. Sie weiß: Die Mächtigen sitzen noch auf den Thronen und haben das Zepter noch in der Hand. Sie weiß auch, dass viele Menschen arm sind und hungern nach Brot. Und sie weiß, dass viele Menschen hungern nach Wiederherstellung ihrer Würde und nach Gerechtigkeit. Maria ist eine Seherin. Sie hat eine Vision. Sie weiß, wo es mit der Welt hingehen muss und kann. Und sie vertraut auf Gott. Sie rechnet mit seinem Eingreifen und damit, dass die Macht des Guten am Ende siegt und die dunklen Mächte vom Thron gestoßen werden.
Und so geht es darum, dass Maria uns mit ihrem Lied ermutigen will, an Gott festzuhalten. Ihm alles zuzutrauen und von ihm alles zum Guten hin zu erwarten. Für Maria sind große Veränderungen hin zum Guten möglich. Sie bricht auf, wird zur Gottesgebärerin und gestaltet damit das Leben und die Geschichte neu.

Lukas meint, dass die Veränderung der Welt Lieder braucht, die hinausziehen in die Welt. Und so lässt er in seinem Weihnachtsevangelium zwei alte Männer singen, Zacharias und Simeon, dazu die junge Frau Maria und das Heer der himmlischen Heerscharen, die Engel. So macht uns der Evangelist klar, was Weihnachten bedeutet. Wie weit das Weihnachtsgeschehen geht, wenn der Heiland geboren wird.

Ich halte Lukas für einen klugen Geist. Auch er weiß, dass in unseren Lebensgeschichten oft Wehklagen und Trauermusik den Ton angeben. Er weiß, dass wir Menschen oft ratlos sind angesichts der aktuellen Weltgeschichte. Dass wir angstvoll in die Zukunft blicken und uns fragen, wie soll das nur werden? Lukas weiß sicher, dass es uns immer wieder sehr schwer fällt, hoffnungsvoll zu sein und zu bleiben. Und dass uns Veränderungen zum Guten hin sehr unwahrscheinlich erscheinen.
Aber genau darum ermuntert er uns zum Mitsingen! Er will uns herauslocken aus unserer dunklen Verzagtheit und uns ermuntern zum Singen, Beten und Hoffen. Denn Veränderungen sind möglich. Zum Guten hin.

Und so soll dieses Lied der Maria durch uns hinausziehen in die Welt. Es soll Hoffnung bringen. Und wer immer es hört, der versteht dann auch, um was es geht. Pfarrerin / Studienrätin Stephanie Kscheschinski, Lörrach in ihrer Predigt zum 4.Advent 2024

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2.Mose 2,1-9

Montag 25.12.2023 – CHRISTFEST I / 1.Weihnachtsfeiertag – 2.Mose 2,1-9 Der Christ als LichtPfarrer i.R. Konrad Maier-Mohns, Nürtingen

Das Licht Gottes durch das Baby Jesus und durch die Kinder allgemein wahrnehmen, dass dieses Licht uns für unsere Umfelder durchdringen kann

Die Faszination:

2.Mose 2,1-9 Ein Mann von den Nachkommen Levis heiratete eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Als sie sah, wie schön der Junge war, hielt sie ihn drei Monate lang versteckt. Länger konnte sie ihn nicht verbergen. Deshalb nahm sie ein Kästchen aus Papyrusrohr, dichtete es mit Erdharz und Pech ab und legte das Kind hinein. Dann setzte sie es im Schilf am Nilufer aus. Seine Schwester blieb in der Nähe stehen, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Da kam die Tochter des Pharao an den Nil, um zu baden. Ihre Dienerinnen gingen am Ufer hin und her. Auf einmal sah sie das Kästchen mitten im Schilf und schickte eine Dienerin hin, um es zu holen. Als sie es öffnete, fand sie einen weinenden Jungen darin. Mitleidig rief sie: "Das ist ja eins von den Kindern der Hebräer!" Da sagte seine Schwester zur Tochter des Pharao: "Soll ich eine hebräische Frau holen, die das Kind für dich stillen kann?" "Ja, hole sie!", sagte die Tochter des Pharao. Da holte das Mädchen die Mutter des Kindes. Die Pharaostochter sagte zu ihr: "Nimm dieses Kind und stille es für mich! Ich werde dich dafür bezahlen." Da nahm die Frau das Kind zu sich und stillte es. 

Viele von uns haben diese Geschichte in der Kinderkirche, Jungschar, im Religionsunterricht oder aus der Kinderbibel mit angehaltenem Atem gehört. Wahrscheinlich haben wir aber bei aller Spannung zwei kleine versteckte Hinweise der Erzähler nicht bemerkt. Die Mutter „sah, dass es ein feines Kind war“, lesen wir in der Lutherübersetzung. Der Kleine ist süß, vielleicht ist es auch ein kräftiges, vitales Kind. Wörtlich steht da: „Als sie sah, dass es gut war.“ Wer die Bibel kennt, hat das aus der Schöpfungsgeschichte im Ohr. „Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ Und am Ende jedes weiteren Schöpfungstages: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Als Mose geboren wurde, war das Haus voller Licht, schreiben die alten jüdischen Bibelausleger. Das Kästchen aus Schilfrohr ist im Hebräischen das gleiche Wort wie die Arche, in der Noah samt Familie und Tieren gerettet wird. Auch diesen viel größeren Kasten hat Noah ja mit Pech abgedichtet. Gott ist von Anfang an schöpferisch, und Gott ist von Anfang ein rettender Gott. Das leuchtet uns aus der Mose-Erzählung entgegen.
Zu seiner Rettung kommt jetzt ausgerechnet die Tochter des Pharao zum Baden an den Nil. Sie ist ganz einfach gerührt und hat Mitleid mit dem kleinen weinenden Baby. Sie erkennt allerdings auch, dass es ein Kind aus der hebräischen Zwangsarbeiterkolonie ist. Sie lässt sich auf den Vorschlag der Schwester ein, und sie wird wissen, dass sie damit den Befehl des Pharao hintergeht. Die Mutter wird jetzt als bezahlte Amme engagiert. Der kleine Junge kann seine ersten Lebensjahre unter dem Schutz der Pharaotochter bei seiner Mutter und Schwester aufwachsen. Von den dreien wird er sehr Unterschiedliches mit auf den Weg bekommen. Seine Schwester Mirjam wird bei dem Zug in die Freiheit noch einmal ganz wichtig werden. Die drei Frauen, so gegensätzlich sie scheinen, werden gemeinsam zu Schutzengeln für das Kind. Gott selber wird in der Erzählung nicht einmal ausdrücklich erwähnt, aber die drei handeln – vielleicht ohne es zu wissen – nach seinem Willen und weben an Gottes Geschichte mit.

Das Licht der Welt sehen und selber in seinem Licht leben, dazu will uns die Weihnachtsgeschichte gewinnen: mit der Erzählung vom Licht der Geburt Jesu und mit der Erinnerung an das schon früher aufscheinende Licht bei der Geburt Moses.
Hans Jürgen Hufeisen hat sein Leben als ausgesetztes Kind begonnen. Er beschreibt an einer anderen Stelle, wie gerade die Geschichten und die Lieder von Weihnachten den Blick auf sein Leben immer wieder erwärmt und hell gemacht haben. Und wie er es durch seine Musik damit auch für andere hell machen konnte. Davon, liebe Gemeinde, können jedenfalls Findelkinder, aber auch wir alle niemals genug haben. Pfarrer i.R. Konrad Maier-Mohns, Nürtingen aus seiner Predigt zum 1.Weihnachtsfeiertag 2023

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Lukas 1,41

Freitag 21.9.2012 - Fokus: Lukas 1,39-56 - Lukas 1,41 - GRÜWZL 319 - Die Beziehung der Christen

In der Begegnung mit Kindern Gottes zunehmend hüpfen, weil Christus sich in und durch uns sich bewegen kann, was Freude auslöst und sein Wirken auf der Welt wahrnehmbar macht.

Die Faszination:  Lk 1,41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe; und Elisabeth ward mit heiligem Geist erfüllt

Auch Elisabeth kommt in Bewegung. Als Maria sie grüßt, hüpft das Kind in ihrem Schoß. Sie kommt in Berührung mit ihrer Fruchtbarkeit, mit dem Neuen, das in ihr wächst. Und sie wird vom Heiligen Geist erfüllt. Sie wird zur Prophetin, die in Maria das Geheimnis ihrer Mutterschaft erkennt. In dieser wunderbaren Geschichte geht es nicht um das Geschehen damals. Die Szene ist vielmehr Urbild jeder tiefen menschlichen Begegnung. In jeder Begegnung geht es darum, im anderen das Geheimnis Christi zu entdecken. Jeder trägt Christus in sich. Wenn wir das verstehen dann hüpft das Kind in uns auf. Wir entdecken das Geheimnis des anderen und unser eigenes Geheimnis. Wir kommen mit dem Kind in uns in Berührung. Damit solche Begegnung möglich wird, müssen wir wie Maria aufstehen und uns auf den Weg machen. Wir müssen auf eigenen Füßen stehen, um beim Anderen anzukommen. Und wir müssen auf das Gebirge gehen, über die Berge von Hemmungen und Vorurteilen, um den anderen so zu sehen, wie er ist. Anselm Grün - Wege zum Leben Seite 319