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Matthäus 11,3-6 / Jesaja 35,4-6

Dienstag 19.12.2023 – 3.ADVENT - Matthäus 11,3-6 / Jesaja 35,4-6Das Reich Gottes / Johannes der TäuferPrälatin Gabriele Wulz, Ulm

Kommen, hören und sehen was Jesus getan hat, wie wenn es heute passiert, um davon erfasst, die wunderbare Herrschaft Gottes heute zu erwarten, auch wenn sich nichts aktuell nichts ereignet 

Die Orientierung: 

Matthäus 11,3-6 Er ließ ihn fragen: "Bist du wirklich der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?" Jesus gab ihnen zur Antwort: "Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird gute Botschaft verkündigt. Und glücklich ist der zu nennen, der sich nicht von mir abwendet." 

Wenn ich meine Ruhe haben möchte und am liebsten alles ausblenden würde, was um mich herum ist, dann brennen drei Kerzen am Adventskranz und erinnern mich an den Rufer in der Wüste. An den Propheten, der kompromisslos sein Leben riskiert. Der Herodes die Wahrheit ins Gesicht schleudert und der dafür mit dem Leben bezahlt. Der 3. Advent gehört Johannes dem Täufer. Er ist der Vorläufer Jesu, so zeichnen ihn die Evangelien. Und es gibt im Neuen Testament genügend Spuren, die auf eine enge Beziehung, aber auch auf die Konkurrenz zwischen den beiden hinweisen.

Hören und sehen. Sich selbst ein Urteil bilden. Selbst die Antwort finden. Jesus macht es den Seinen nicht leicht. Sie müssen entscheiden. Sie fällen das Urteil. Auf sie kommt es an. Entscheidend ist dabei zuerst das Hören. Für die Jünger des Johannes, aber auch für die Jesusjünger war klar: Auf die Schrift ist zu hören. Auf die Verheißungen der Propheten. Auf alles, was unseren Horizont und unser Leben so heilsam übersteigt. Auf alles, was aus uns hoffnungslosen und erwartungslosen Fällen zu wirklichen Menschen macht. Beim Propheten Jesaja finden wir's, wenn wir es nachlesen wollen: 

Jesaja 35,4-6 Stärkt die müden Hände und erquickt die strauchelnden Kniee!  Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren geöffnet werden;  alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande.

Das geschieht. Hier und jetzt, sagt Jesus den Fragestellern. Im Mangel, in der Leere, in der öden Wirklichkeit, im beschädigten Leben strahlt der Reichtum Gottes, die Fülle seiner Herrlichkeit auf. Deshalb sollen auch wir uns nicht mit dem Elend arrangieren und abfinden. Sondern sollen hören und wahrnehmen, dass Gott mit uns anderes im Sinn hat. Dass er Gutes im Sinn hat. Dass er unsere Rettung im Sinn hat. Das ist nun tatsächlich auch zu sehen!

Das, was verheißen ist, geschieht. Mit eigenen Augen können die Johannesjünger sehen, was geschieht, wenn Jesus ins Spiel kommt. Die Wahrnehmung geschärft durch das Wort der Schrift, können sie begreifen, was von Jesus zu halten ist. Was in der Bibel als zukünftige Welt erwartet wird, ist ein gutes Stück näher gerückt, wenn sie, wenn wir den Worten Jesu trauen. Ja, sogar ganz nah an unsere geschundene und geplagte Welt herangekommen. Die neue Welt ist zum Greifen nah! Wie mag das in den Ohren eines Menschen klingen, der gefangen liegt? Und: Wie klingt das in unseren Ohren, die wir heute die dritte Kerze am Adventskranz angezündet haben?
 
Messianisches Leben – oder: die Utopie zum Greifen nah. Jesus, liebe Gemeinde, lebt ein Leben in Liebe mit den Menschen und für die Menschen. Und was damit in Bewegung kommt, sprengt jede Erwartung, jede Vorstellung. Jesus hält ein Leben in Liebe für menschenmöglich – für durch Gott möglich, aber eben auch für menschenmöglich. Er hält ein Leben ohne Hass für möglich. Ein Leben, in dem Krankheit überwunden werden kann. Ein Leben, in dem der Tod nicht mehr als letzter Feind des Menschen wirksam ist. Jesus lässt uns die Worte der Schrift neu hören – und erinnert uns an eine Welt, in der es anders ist und in der es anders kommt. Prälatin Gabriele Wulz, Ulm aus ihrer Predigt zum 3.Advent 2023

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Matthäus 11,12 / 1.Thessalonich 5,19

Montag 29.1.2024 – Der Fokus: Matthäus 11,2-19 Jesus über Johannes - Matthäus 11,12 / 1.Thessalonich 5,19Dem Heiligen Geist Raum geben / Die Macht der Gewalt - Martin Schleske SCHWER 459

Das Reich Gottes und dessen Geist wird durch uns selbst und unsere Umfelder gedämpft, wird sich aber durch die Liebe immer durchsetzen, wenn wir das zulassen 

Die Orientierung: 

Matthäus 11,12 Von den Tagen des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es an sich.

Die Bibel bezeugt recht markant Gott als den „König“ und allmächtigen Schöpfer, doch auch dies andere deutet sie an. Wir haben die Verwundbarkeit Gottes in unserer Welt zu sehen. Es bedeutet, einem unterentwickelten Verständnis von der göttlichen Allmacht zu widerstehen. Der reife Glaube kennt die Behutsamkeit: „Den Heiligen Geist dämpft  (unterdrückt) nicht.“ 1.Thessalonicher 5,19 

Auch wenn das Wesen des Ewigen unverletzbar sein mag – seine Anwesenheit ist es nicht. Sie kann in unserer Welt niedergedrückt, gedämpft, entstellt, ja verwundet werden. Immer wieder wird innerhalb des Judentums über das Gottesgeschehen gesagt. Die Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart (die Schechina) könne geschändet werden wie eine Frau. 

Die Schönheit und Verletzbarkeit der Gottesgegenwart ist die Anwesenheit der Liebe. Sie, die das Zusammenspiel zwischen den Welten ist, haben wir zu schützen. Sie ist das Heilige, das unter uns zunehmen und abnehmen kann. Darum wird ein reifes Gottesverhältnis nicht banal fragen: „Ist Gott da?“, sondern: „In welchem Ausmaß“ ist Gott da?“ Martin Schleske aus „Werkzeuge“ Seite 459


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Matthäus 11,17-19

Mittwoch 4.7.2018 – Die Chronik: Der provozierende KönigDer Fokus: Matthäus 11,2-19 Jesus über JohannesMatthäus 11,17-19HOLGUS 140115 - Jesus der Unterhalter

Zur fetzigen oder traurigen Musik von Jesus oder des Alltags vor Gott in Bewegung bleiben und die Lebendigkeit tanzen, die er schenkt

Die Faszination:

Matthäus 11,17-19 Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben geklagt, und ihr habt nicht geweint! Denn Johannes ist gekommen, der aß nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon! Des Menschen Sohn ist gekommen, der ißt und trinkt; da sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Freund! Und die Weisheit ist durch ihre Kinder gerechtfertigt worden.

Für viele ist heute der Gottesdienst und die Gemeinde der Dreh‐ und Angelpunkt ihres Glaubens, wo sie Impulse für ihr Glaubensleben bekommen. Wie lange sind wir aber in unserer stillen Ecke, in unserer Kammer, um Gott allein und persönlich zu begegnen? Ich möchte das damit vergleichen, wie ich tanzen gelernt habe. Ich fand Musik die mich faszinierte, damals Songs von den Beatles, von Ten Years After und Chicago. Da konnte ich dann nicht mehr sitzen bleiben, sondern tanzte vor einem Glasschrank, so dass ich mich sehen konnte und bewegte mich nach der Musik, nach meinem ganz persönlichen Stil. Die Musik ist heute noch in mir und deshalb tanze ich gerne frei, wenn ich die Gelegenheit habe. In der Einsamkeit muss das Feuer brennen und die Musik spielen, die mich in Bewegung bringt. Das Feuer, das Gott in uns entzündet hat, muss täglich geschürt und Holz nachgelegt werden. Unseren ganz besonderen Tanz einzuüben, unsere Berufung als Christ und als einzigartiges Individuum zu leben, muss aus uns selbst kommen, das kann uns niemand lernen, außer Gott allein, weil er uns durch und durch kennt. Richard Foster der Autor des Buches Nachfolge feiern hält das tägliche Studium der Bibel, die Anschauung ihrer Akte in der Kontemplation, als wichtige Übungen zu einem ansteckenden Christsein. HOLGUS 140115

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Lukas 7,35

Mittwoch 26.1.2022 – Der Fokus: Luk.7,31-35 Das Spiel der Kinder der WeisheitLukas 7,35 Gott als Regisseur / Die Weisheit Gottes - Pastor Stefan Herb (EmK)

Wie Kinder beim Spiel des Lebens mitgehen, wenn es ums freudige aus uns herausgehen geht oder wenn wir in uns gehen, etwas betrauern oder bereuen müssen

Die Faszination:

Lukas 7,35 Und doch ist die Weisheit von allen ihren Kindern gerechtfertigt worden.

Die Weisheit Gottes ist immer im Recht – das zeigt sich durch alle ihre Kinder. Mit diesem Satz endet die Geschichte. Mit der Weisheit Gottes und deren Kinder. Es gibt offenbar doch nicht nur Spielverderber. Es gibt Kinder, die tatsächlich heulen, wenn Beerdigung gespielt wird, und es gibt Kinder, die anfangen zu tanzen, wenn andere zur Hochzeit aufspielen. Es gibt Menschen, die mit dem Täufer Johannes umkehren und es gibt solche, die sich vom Menschensohn zum Festmahl einladen lassen. Bei Jesus erfahren sie, dass Gottes Weisheit größer ist als all die Dummheiten, in die sich Menschen verirren. Kinder der Weisheit sind diejenigen, die Gott recht geben.

Es ist schon ein ungewöhnlicher Gedanke: das „Spiel“ des Lebens, bei dem es Mitspieler gibt, nämlich die Kinder der Weisheit, und Spielverderber, das sind die Dummen. Aber – so müssen wir uns fragen – ist das Leben denn ein Spiel? Und ob! Es steckt sehr viel mehr Spiel drin als wir denken: in der Mannschaft spielen wir zusammen, in der Diskussion spielen wir uns den Ball zu, in der Therapie spielen wir eine bestimmte Situation durch, am Arbeitsplatz verspielen wir uns gelegentlich Sympathien, manchmal spielen wir ein böses Spiel, um anderen eins auszuwischen, ja, wir sind unter Umständen sogar bereit, eine Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Oder denken wir an die Spielregeln im Straßenverkehr oder daran, dass Menschen zum Spielball dunkler Mächte werden können. Das Leben ist ein Spiel. Mitunter sogar ein Tanz auf dem Vulkan. Also ein sehr ernstes Spiel. Denn es geht dabei um alles. Es geht um Hochzeit und Beerdigung. Es geht um Leben und Tod. Und doch ist es auch ein leichtes Spiel, ein fröhliches, denn es ist ein Tanz. Und alles kommt darauf an, dass wir mittanzen, dass wir uns in dieses Spiel hineinnehmen lassen, dass wir uns anstecken lassen von der Spielfreude, dass wir uns verlocken lassen zum Tanz des Lebens. Pastoraltheologe Pastor Stefan Herb (EmK)

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Lukas 7,37+38

Montag 31.1.2021 – Der Fokus: Lukas 7,36-50 Jesus wird von einer Sünderin durch ihre Liebe verherrlicht - Lukas 7,37+38Jesus der Liebeauslöser - Holgus

Von Jesus von Sünde überführen und fast gleichzeitig, sich durch ihn entlasten lassen und sich so zu einer überwältigenden Liebe zu Jesus entzünden lassen

Der Lebensstil:

Lukas 7,37+38 In dieser Stadt lebte auch eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Als sie erfahren hatte, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäß voll Salböl und ging dorthin. Sie trat an das Fußende des Liegepolsters, auf dem Jesus sich ausgestreckt hatte, kniete sich hin und fing so sehr zu weinen an, dass ihre Tränen seine Füße benetzten. Sie trocknete sie dann mit ihren Haaren ab, küsste sie immer wieder und salbte sie mit dem Öl.

Unsere Liebe zu Gott bzw. zu Jesus ist davon beeinflusst, inwieweit wir uns als Sünder wahrnehmen und persönlich Vergebung notwendig haben. Je weniger wir uns vom Geist Gottes und von der Wahrheit erforschen und überführen lassen, desto weniger ist uns unsere Schuld bewusst und die Vergebung, die sie auflöst. Was mag wohl konkret die Liebe dieser Frau ausgelöst haben? Dieser Frage nachzugehen kann wohl nur ein Hineinversetzen in ihr Leben erschließen. Diese Liebe muss durch ein großes, persönliches Schuldbewusstsein ausgelöst worden sein, das wohl Jesus selbst inspiriert hat, weil er für sie die Vergebung verkörpert hat. Was unterscheidet uns von ihr? So gut wie nichts, wir alle sind unendlich viel Gott schuldig und können genauso viel von dieser Schuld entlastet, erlöst sein. Die Liebe ist ein Produkt, der Offenbarung unserer Schuld und der Vergebung Gottes, die nur Jesus selbst entfalten kann. Holgus 31.1.2022 

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Lukas 7,38+39

Dienstag 22.8.2023 – 11.SONNTAG NACH TRINITATISLukas 7,38+39Jesus leben und lieben - Pfarrer i.R. Karl Hardecker 

Lebendig, der eigenen Schuld und deren bedingungsloser Vergebung tief bewusst bleiben, indem wir den Urheber von ihr, Jesus mit allem was wir sind, ja auch zärtlich lieben

Die Faszination:

Lukas 7,38+39 Sie trat an das Fußende des Liegepolsters, auf dem Jesus sich ausgestreckt hatte, kniete sich hin und fing so sehr zu weinen an, dass ihre Tränen seine Füße benetzten. Sie trocknete sie dann mit ihren Haaren ab, küsste sie immer wieder und salbte sie mit dem Öl. 

Wie oft schon habe ich einen Menschen aus der Ferne beurteilt, manchmal vielleicht auch verurteilt? Sehr wahrscheinlich wäre ich auf der Seite derer gestanden, die diese Frau verurteilten.
Aber dann gab es auch das, dass ich mein Urteil revidieren musste, als ich diesem Menschen direkt begegnet bin! Als ich mit ihm oder ihr geredet habe, als ich ihren Händedruck gespürt habe, als ich in ihre Augen sah und als wir uns berührt haben, – da habe ich bemerkt, dass meine Einschätzung ganz falsch war. Und ich war froh, dass ich falsch gelegen hatte und mein Urteil revidieren konnte!
Ich war froh, dass mit dieser Korrektur mein Herz sich weiten konnte und meine Geschichte mit diesem Menschen nicht zu Ende war. Auch diese Frau hofft darauf, dass ihre Geschichte weitergehen kann und andere nicht am Ende sind mit ihr.
Sie zieht sich nicht zurück, sie versinkt nicht vor Scham in den Boden, sie ist noch stark genug, um zu einem anderen hinzugehen, ihm die Füße zu küssen und ihm das Haupt zu salben. Ihre moralischen Verfehlungen haben nicht ihre Kreatürlichkeit zerstört.
Das sieht Jesus ganz deutlich. Deshalb nimmt er sie in Schutz, ja er lobt sie für ihr Handeln und weist die anderen zurück.
Zu Simon sagt er: „Siehst du diese Frau: Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt (…) Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht nachgelassen meine Füße zu küssen.“
Hätte nur noch gefehlt, dass er sagte: Diese Frau ist trotz ihrer Fehler nicht aus der Schöpfung gefallen, sie ist kreatürlich geblieben. Ihr aber seid drauf und dran, die Schöpfung zu verlassen, weil ihr euch aufschwingt zu Richtern über andere und dabei eure eigene Kreatürlichkeit verschweigt. Pfarrer i.R. Dr. Karl Hardecker aus seiner Predigt zum 11.Sonntag nach Trinitatis