Das Gelähmtsein

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Markus 2,1-3 / Johannes 5,6

Donnerstag 9.1.2025 – Der Fokus: Markus 2,1-12 Die Heilung des Gelähmten - Markus 2,1-3 / Johannes 5,6 – Das Gelähmtsein / Der Arzt JesusKlaus Douglas, Fabian Vogt DUVEZI 218

Mehr oder weniger gelähmt, uns von unserem Arzt zunehmend besser behandeln lassen, um lebendiger und handlungsfähiger andere Menschen voll Glauben auf ihn hinzuweisen und sie ihm zuzuführen

Die Orientierung: 

Markus 2,1-3 Einige Tage später kehrte Jesus nach Kafarnaum zurück. Schnell sprach sich herum, dass er wieder zu Hause sei. Da kamen so viele Menschen bei ihm zusammen, dass sie keinen Platz mehr hatten, nicht einmal vor der Tür. Während er ihnen die Botschaft Gottes verkündigte, trugen vier Männer einen Gelähmten heran. 

Wenn das Neue Testament uns etwas über Krankheiten und Heilungen erzählt, tut es das nicht so sehr aus historischem Interesse Wenn Jesus mit Menschen umgeht, hat das vielmehr exemplarischen Charakter. Insofern halten uns die meisten Jesusgeschichten einen Spiegel vor. Genau das macht ihre Faszination aus, dass wir uns in ihnen wiederentdecken. So auch hier in unserem Text: der Gelähmte. Als historischer Text ist das sicherlich ganz interessant: Jesus konnte Kranke heilen. Um es ganz klar zu sagen: Ich persönlich glaube das auch. Aber richtig relevant wird das Ganze erst, wenn ich entdecke, dieser Text redet ja von mir! Wenn hier von einem Gelähmten die Rede ist das bin ja ich! Ich selbst bin gelähmt, paralysiert, festgelegt, innerlich erstarrt, inflexibel geworden, ich komme nicht (mehr) voran.

Der Duden definiert „lähmen" als, die "Kraft zur Bewegung nehmen". Im übertragenen Sinn - und nur so will ich das Folgende verstanden wissen! - sprechen wir von lahmender Angst, lähmendem Zweifel oder lähmender Ungewissheit. Wenn Angst, Zweifel, Ungewissheit etc. Besitz von einem ergreifen, dann er. lahmt die Energie. Und es gibt viele Dinge, die uns ,lähmen": eine Schuld, eine Beziehung, Autoritätsstrukturen, in die wir verstrickt sind, erstarrtes Denken erstorbene Gefühle. Genau betrachtet, gibt es kaum jemanden, der nicht in dem einen oder anderen Sinne ,,gelähmt" wäre. 

Interessant ist, dass eine solche Handlungsunfähigkeit nicht nur Nachteile bringt; Der Gelähmte bekommt beispielsweise eine Menge Aufmerksamkeit und Mitleid. Die Erstarrung nimmt uns viele Entscheidungen ab, wie wir handeln sollen. Als ,,Gelähmte" müssen wir keine Verantwortung für uns übernehmen: ,,Ich bin nicht schuld. Das Leben / meine Herkunft / die Umstände meine Krankheit oder was auch immer hat mich eben festgelegt." Die Fest- gelegtheit gibt uns eine willkommene Rechtfertigung unserer Passivität: ,,Ich kann eben nicht anders."' Die „Lähmung" bietet uns auch den Vorteil, uns von anderen durchs Leben tragen zu lassen. Kein Wunder, dass Jesus an anderer Stelle einen Gelähmten fragt: „Willst du gesund werden?" (Johannes 5, 6) 

Es gibt Festgelegtheiten in unserem Leben, aus denen kommen wir allein nicht heraus. Da brauchen wir Menschen, die uns helfen: Freunde, Therapeuten, Seelsorger, manchmal alle drei. Das Problem ist: Indem die Freunde den Gelahmten tragen, bestätigen sie ihn zugleich in seiner Krankheit. Es ist ein Teufelskreis: Jemand, der seine Beine nie benutzt, kann nicht mehr gehen. Wenn er deswegen getragen wird, kann er erst recht nicht mehr gehen, weil. seine Muskeln durch Nichtgebrauch noch weiter schwinden. Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus? Ganz einfach: Indem man einen solchen Menschen zum Arzt trägt Und zwar zu einem, der den Gelähmten in zumutbarem Maße herausfordert, Darum bringen die Freunde den Gelahmten zu Jesus. 

Um einen Menschen zu Jesus zu bringen, braucht man manchmal eine ziemliche Beharrlichkeit, Das klappt selten auf Anhieb und das liegt nicht - an Jesus! Das größte Hindernis, um zu Jesus zu kommen, sind erstaunlicherweise die, die sich in unmittelbarer Nähe zu Jesus befinden Das ist ein Punkt, für den wir Christen sensibel werden müssen. Es ist erschreckend, aber wahr: Jeder von uns, der sich nahe bei Jesus wähnt, wird für andere leicht zum Hindernis. Denn leider stimmt der folgende Satz: „Der Hauptgrund, warum die 

Leute nicht in die Kirche gehen, sind die Leute, die in die Kirche gehen. Menschen, die andere Zu Jesus bringen wollen, müssen darum manchmal sehr unkonventionelle, ja vielleicht sogar anstößige Wege gehen: ,Wenn es durch die Eingangstür nicht geht, gehen wir eben durchs Dach!" Denken Sie nur mal, was der Besitzer des Hauses gesagt haben mag! Auch einige Leute in der unmittelbaren Nähe von Jesus, denen der Kalk auf das Haupt gerieselt ist, waren wohl alles andere als erbaut. Klaus Douglas / Fabian Vogt aus „Expedition zum ICH“ Seite 218