DIE PSALMEN - DIE SPRACHE VON JESUS UND SEINEM REICH

Wir, die wir die Psalmen singen, hoffen, damit Gott zu lobpreisen. Wir lobpreisen ihn am besten, wenn wir das was wir singen, auch begreifen. Das begreifen wir dann auch wenn wir (,,von der Kraft aus der Höhe erfüllt werden" Lukas 24,49). Wenn der Geist der göttlichen Liebe unsere Seele mit der Liebe in Brand setzt, geht uns endlich auf das wir nicht mithilfe irgendwelcher geheimnisvoller Kontemplationsmethoden in den Himmel hinaufsteigen müssen, um von dort Christus herunterzuholen. Die Liturgie muss uns nicht Christus vom Himmel holen. Sie ist die Manifestation seiner Gegenwart und Macht auf Erden. Sie muss unsere Herzen nicht auf ein künftiges Himmelreich vorbereiten, denn sie sagt uns, dass sein Reich schon gekommen ist. Regnum Dei intra vos est (,Das Reich Gottes ist mitten unter euch" Lukas 17,21). Es ist mit voller Macht inmitten einer gottlosen Menschheit aufgerichtet. Der Himmel ist in uns und rings um uns, selbst wenn wir in der Hölle zu leben scheinen. Die Psalmen sind die Sprache seines Reiches. Sie wurden von Propheten zu solchen gesprochen, die das bereits Jahrhunderte, bevor dieses Reich errichtet wurde, begreifen konnten. sie wurden gesungen, als sie vom Erlöser erfüllt wurden, als er am Kreuz hing, sodass die Psalmen die Stimme Christi selbst sind. Er lebt in uns und ist sowohl das Reich als auch sein König. Und wenn wir seine Worte auf unsere Lippen nehmen, sprechen wir nicht das, was wir denken, sondern was er denkt, vorausgesetzt, der Geist seiner Verheißung lebt in unserem eigenen Geist und ist die Inspiration unseres eigenen Lieds. Thomas Merton aus "Brot in der Wüste" Seite 198