Menschenwürde als Nachfolger von Jesus leben
Lukas 6,29
DRITTLETZTER SONNTAG DES KIRCHENJAHRES 9.11.2025 – Der Predigttext: Lukas 6,27-36 - Von der Vergeltung und von der Liebe zu den Feinden - Lukas 6,29 - Menschenwürde als Nachfolger von Jesus leben - Pfarrerin i.R. Dr. Susanne Edel, Tübingen
An Menschenwürde, durch mehr Christus in mir zunehmen, die sich durch aggressives Verhalten nicht provozieren lässt, sondern so zum Umdenken des Aggressors anregt
Der Lebensstil:
Lukas 6,29 Schlägt dir jemand ins Gesicht, dann halt ihm auch die andere Wange hin! Wenn jemand deinen Umhang will, dann lass ihm auch das Hemd!
Aus den Worten Jesu spricht Mut. Wo soll er herkommen in unseren angsterfüllten Herzen – wenn nicht aus Jesu Worten? Es lohnt sich, die beiden Szenen mit der Backe und dem Untergewand genauer anzuschauen. Sie atmen nämlich Mut. Jesus ruft hier mit seiner Aufforderung, die andere Backe hinzuhalten, nicht etwa dazu auf, Gewalt einfach zu erdulden. Wenn eine Hand das Gesicht berührte, konnte das in seiner Zeit etwas ganz Unterschiedliches bedeuten: Der Schlag mit dem Handrücken demütigte das Gegenüber. So schlugen Herren ihre Sklaven. Mit der Handfläche die Backe des Gegenübers zu berühren war eine Begrüßung unter Freunden. Jesus sagt demnach: Wer dich mit dem Handrückenschlag demütigen möchte – dem zeige: Ich bin ein Mensch wie du. Halte ihm die linke Backe hin – dann muss er entweder seine Hand verdrehen, um erneut zuzuschlagen – doch das wirkt lächerlich. Oder er kann mit der Handfläche deine linke Wange berühren – doch will er dich sicher nicht als Ebenbürtigen begrüßen! Wer so die linke Wange hinstreckt, irritiert das Gegenüber in seinem Tun. Er widersteht der Demütigung – ohne zurückzuschlagen. Er verweigert sich den Mitteln des Gegenübers. Davon spricht auch die zweite Szene: „Wer dir den Mantel nimmt, dem gib auch den Rock!“ Nacktheit galt als Schande, auch für die, die sie verursachen. Wer dem Räuber zum entrissenen Mantel hin auch noch die Untergewänder hinstreckt, provoziert Schamgefühle beim Gegenüber. Auch er verlässt das passive Hinnehmen und handelt. Jesus macht Mut, zur eigenen Würde zu stehen und so der Angst zu begegnen. Pfarrerin i.R. Dr. Susanne Edel, Tübingen aus ihrer Predigt