Die Verurteilung von Jesus zum Tod

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Matthäus 27,19 / Matthäus 27,25

Montag 22.4.2024 – Der Fokus: Matthäus 27,15-26 Die Verurteilung von Jesus durch die Volksmenge - Matthäus 27,19 / Matthäus 27,25Die Verurteilung von Jesus zum Tod - Anselm Grün GRÜWZL 133

Die Berufung der Juden und deren kollektive Schuld für den Tod von Jesus mit der Bitte wahrnehmen, dass er sie zu sich zieht und wir Christen selbst Jesus nicht ausschalten, sondern ihn durch uns leben lassen

Die Tragik:

Matthäus 27,19 Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ seine Frau ihm ausrichten: "Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig! Seinetwegen hatte ich heute Nacht einen schlimmen Traum." 

Der Traum seiner Frau hält den Pilatus nicht davon ab, Jesus der Menge auszuliefern. Aber er beteuert seine Unschuld. Zu ihrem Zeichen wäscht er sich die Hände. Auf diese Geste hin schreit das ganze Volk den verhängnisvollen Satz: Da schrie das ganze Volk: "Die Schuld an seinem Tod soll auf uns und unsere Kinder fallen!" (Matthäus 27,25Dieser Satz hat eine unheilvolle Wirkungsgeschichte gehabt. Er wurde immer wieder als Argumente für den Antijudaismus verwendet. Doch Matthäus will damit etwas anderes sagen: Das ganze Volk hat bei Matthäus den Tod von Jesus zu verantworten und nicht nur die Führenden. In der jüdischen Tradition bedeutet dieser Satz, dass das Volk seine Unschuld beteuert. Deshalb kann das Blut Jesu über es kommen. Doch zugleich drückt Matthäus mit diesem Satz die Blindheit des Volkes aus, das den Messias ablehnt und gerade so vor Gott schuldig wird. Die wahre Bedeutung des Blutes von Jesus besteht darin, dass es zur Vergebung der Sünden vergossen wird. Die Vergebung gilt auch für das Volk Israel. Matthäus ist davon überzeugt, dass die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 durch die Römer das Gericht Gottes über die Schuld des Volkes war. Mit seinem Evangelium möchte er gerade im Volk Israel dafür werben, sich Jesus als dem Messias zuzuwenden. Dann wird auch Israel am Heil teilhaben, das Jesus in seinem Tod am Kreuz für alle Menschen gewirkt hat. Der erhöhte Herr sendet seine Jünger zu allen Völkern auch zu den Juden, um sie zu Jüngern von Jesus zu machen. Die an Jesus glauben, werden zum wahren Volk Gottes, und erfüllen damit die Verheißung, die dem Volk Israel gegeben wurde. Bei aller Kritik am Verhalten des jüdischen Volkes ist Matthäus wie kein anderer Evangelist daran interessiert, den Zusammenhang von Jesus mit dem Judentum und die Kontinuität zwischen Synagoge und Kirche zu betonen. Anselm Grün aus „Jesus – Wege zum Leben“ Seite 133