Die Berufung / Die Bestimmung

SCHEVA 47

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Richter 13,3-5

Mittwoch 12.6.2024 – Der Fokus: Richter 13,1-25 Die Geburt von Simson - Richter 13,3-5Die Berufung / Die BestimmungLeonhard Ragaz RAGBDI 84 

Die innere Kraft wie Haare, durch ein gereinigteres Leben wachsen lassen, um vorbereitete Taten Gottes einleiten und tun zu können, die ihn verherrlichen. 

Die Orientierung:

Richter 13,3-5 Eines Tages erschien der Engel Jahwes und sagte zu der Frau: "Du konntest bisher keine Kinder bekommen, aber jetzt wirst du schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Pass auf, dass du während der Schwangerschaft weder Wein noch bier trinkst und auch nichts Unreines isst. Denn dein Sohn wird schon im Mutterleib ein Nasiräer, ein Gott Geweihter, sein. Niemals dürfen ihm die Haare geschnitten werden. Er wird anfangen, Israel aus der Gewalt der Philister zu retten."

Simsons Geburt wird dadurch ermöglicht, dass seine Mutter eine Geweihte wird, das heißt: keinen Wein, überhaupt nichts Berauschendes trinkt und nichts Unreines isst. Sie nimmt, mit anderen Worten, das Nasiräat (Ein Nasiräer ist im Judentum ein Mensch, der Gott gegenüber freiwillig einen besonderen Eid leistet. Das Leben unter diesem Eid wird als Nasiräat bezeichnet (Wikipedia)). Dieses Nasiräat, auf das wir schon in der Darstellung des Gesetzes gestoßen sind, spielt im Leben Israels eine große, vielleicht noch zu wenig verstandene Rolle, die durch die Vermittlung der Essener, durch Johannes dem Täufer auch das Leben von Jesus berührt, im Fasten und in der Taufe zum Ausdruck kommt und auch eine Art Vorläufer des Mönchtums, wie dann auch der modernen asketischen Bewegungen der Alkoholabstinenz und des Vegetarismus wird.  

Es laufen im Nasiräat verschiedene Ur-Elemente zusammen. Einmal das der Reinheit des Leibes und der Seele. Diese Reinheit aber - und das ist das zweite Element - soll eine Rückkehr zur Natur bedeuten; diese Rückkehr zur Natur aber soll - das ist das Dritte - Rückkehr zu Gottes ursprünglicher Schöpfung, also zum Paradiese sein. Es sollen damit _ und das ist das abschließende Element - Gott und  Natur, oder mehr abgeleiteter Weise, Geist und Materie, Seele und Leib dergestalt verbunden werden, dass die Materie durch den Geist, der Leib durch die Seele geweiht  wird. 

Durch diese Verbindung soll zweierlei dargestellt und auch verwirklicht werden: das Strömen gewaltiger Kraft aus der göttlichen Natur, so wie die Reinigung, aber damit  auch die Erhöhung dieser Kraft durch die Frau. In dieses Element ist die Gestalt des Simson eingetaucht. Aus ihm wird er geboren, aus ihm lebt er. Daher seine Kraft. Dafür ist Symbol, was auch zum Nasiräat gehört, dass er seine Haare nicht schneiden lässt. Sie werden so zum Zeichen der unberührten Natur.  Leonhard Ragaz aus „Die Bibel eine Deutung – Die Geschichte Israels / Die Propheten“ Seite 84


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Matthäus 3,13-15 / Matthäus 11,27

Dienstag 29.5.2018 – Der Fokus: Matthäus 3,13-17 Die Taufe von Jesus durch Johannes Matthäus 3,13-15 / Matthäus 11,27 – Der Prophet Jesus / Die Berufung – Leonhard Ragaz RAGBDJ 16

Menschen werden, die Gott wie Jesus in ihre Berufung auf geheimnisvolle Weise - im Wasser und durch den Geist - hineinführt, die von niemand nachvolllzogen werden kann als von ihm selbst

Die Faszination: 

Matthäus 3,13-15 Dann kam Jesus aus Galiläa zu Johannes an den Jordan, um sich von ihm taufen zu lassen. Aber Johannes versuchte ihn davon abzubringen und sagte: "Ich hätte es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" Doch Jesus antwortete: "Lass es für diesmal geschehen. Denn nur so können wir alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert." Da fügte sich Johannes. 

Wir stoßen hier auf eine Beziehung zwischen Jesus und Johannes, der wir nicht weiter nachzugehen imstande sind und die doch immer wieder von entscheidender Wichtigkeit wird. Aber wir verstehen jedenfalls, dass Jesus sich von der Bußbewegung seines Volkes nicht ausschließen will. – Mit der Taufe aber hängt nach dem Bericht des Evangeliums die Berufung Jesu zusammen. – Wieder stehen wir vor einem großen Geheimnis, das der Bericht des Evangeliums bloß andeutet. Wir wissen, dass jede prophetische Berufung sich im Geheimnis vollzieht, ein Geheimnis ist. Jede ist eine besondere Schöpfungstat Gottes. Im höchsten Grad gilt das von der Berufung von Jesus. Sie vollzieht sich auf dem Gipfel der Geschichte und muss darum in das tiefste Geheimnis gehüllt sein, in ein Geheimnis, das freilich zugleich vom reinsten Licht der Sonne Gottes strahlt. – Was Jesus in der Stunde der Berufung - die sich über Jahre hinweg angebahnt und doch in einem Augenblick vollzogen haben mag – erlebt hat, das ist ja, was aus ihm hervorgetreten ist und hervortritt. „Niemand kennt den Sohn, außer dem Vater, und niemand kennt den Vater, außer dem Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will.“ Matthäus 11,27 – Leonhard Ragaz aus „Die Bibel eine Deutung – Jesus“ Seite 16