Der Hirtendienst

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Hesekiel 34,2-4

Freitag 4.11.2022 – Der Fokus: Hesekiel 34,1-10 Weissagung gegen die Führungselite Israels - Hesekiel 34,2-4Der Hirtendienst / Die Regierenden - Dekanin Elisabeth Hege, Tübingen - SONNTAG MISERICORDIAS DOMINI

Sich vom guten Hirten selbst führen lernen lassen, um sich dann als Mitarbeiter zum Hirtendienst in allen Umfeldern an anderen Menschen, den Nächste, Übernächsten und einigen Menschen von dieser Welt zunehmend gebrauchen lassen lernen.

Die Orientierung:

Hesekiel 34,2-4 "Du Mensch, weissage gegen die Hirten Israels! Sprich zu ihnen: So spricht Jahwe, der Herr: 'Weh den Hirten Israels, die sich nur selbst versorgen! Müssen die Hirten nicht die Herde versorgen? Ihr genießt die Milch, nehmt Wolle für eure Kleidung und schlachtet die besten Tiere, aber um die Herde kümmert ihr euch nicht. Den Schwachen habt ihr nicht geholfen, die Kranken nicht gesund gepflegt, gebrochene Glieder nicht geschient, versprengte Tiere nicht zurückgebracht und verloren gegangene nicht gesucht. Mit Härte und Gewalt habt ihr über sie geherrscht. 

Die Könige, die Machthaber als Hirten. Nicht nur der Prophet hat sie so gesehen. Könige wurden oft als Hirten dargestellt. Hesekiel hat das überkommene Bild kritisch abgeklopft. Er hat es aus dem zeremoniellen Rahmen genommen und neu angeschaut. Was wäre denn die Aufgabe von Hirten, hat er gefragt. - Und man versteht unmittelbar, was er meint: Gute Hirten sind nicht die Leithammel, nicht die Alpha-Tiere. Hirten gehen mit der Herde und hinter ihr her. Hirten sorgen für Nahrung, für gute Weide und frisches Wasser und halten alle zusammen, so verschieden sie sind. Sie stärken die Schwachen oder Verletzten und geben den Starken genügend Raum. Sie hüten, was ihnen anvertraut ist. Sie plündern die Herde nicht aus und setzen die Zukunft nicht aufs Spiel. - All das sind die Aufgaben eines jeden, der Verantwortung für andere trägt. Im Kleinen. Und auch für ein ganzes Land: Für Schutz und für Frieden zu sorgen, für Gesundheit und Wohlergehen und für ein gedeihliches Miteinander.

Wo immer Menschen die Aufgabe haben, nach anderen zu sehen, wo immer wir Verantwortung für andere tragen – im Beruf oder in der Kirchengemeinde, als Eltern oder als Pflegende – da sind wir selbst Hirten. Und Gott ist es nicht gleichgültig, wie wir unser Hirtenamt wahrnehmen. Es gibt zum Glück viele solche Hirtinnen und Hirten. Menschen, die das Sorgen und Helfen, das Pflegen und Heilen, zu ihrer Aufgabe gemacht haben. Solche Menschen schauen nicht nur nach sich selbst. Sie führen andere „zum frischen Wasser“. Sie leiten sie an. Sie trösten sie. Sie stehen ihnen bei. Dekanin Elisabeth Hege, Tübingen aus Ihrer Predigt zum Sonntag Misericordias Domini 18.4.2021